„Nicht mehr weit“… steht auf dem kleinen Schild. Wir brettern in unserem Mietwagen über eine kleine, sehr schmale Straße. Rechts und links stehen kleine Bäume und Büsche. Meine Jungs und mein Mann haben Spaß, meine Tochter möchte nur endlich da sein und ich? Ich sitze auf dem Beifahrersitz mit klopfendem Herzen und sorge mich. Wie eigentlich schon die ganze Zeit in diesem Urlaub. Wo ist die nächst größere Stadt? Gibt es dort einen Arzt? Ein Krankenhaus? Hoffentlich kommt uns niemand entgegen! Ich ärgere mich über mich selbst, versuche meine Angst abzuschütteln. Aber auf dieser holprigen, sehr schmalen Straße gelingt mir das nicht…
Die Angst ist in diesem Urlaub mein ständiger Begleiter. Manchmal wird sie von der Sorge abgelöst, aber beide stets an seiner Seite zu haben ist nicht so toll, wenn man gerade einen wunderschönen Roadtrip durch Südafrika macht. Durch die kleine Karoo? Stundenlang auf unbefestigten, einsamen Straßen? Nicht mit mir. Wir bleiben bitte immer schön in der Nähe einer großen Stadt! Und warum das Ganze? Weil unser Urlaub in den Osterferien, sechs Monate zuvor, in die Familiengeschichte als der Urlaub eingegangen ist, den wir scherzhaft Hospital Holidays nennen. Nach einem Tag in Flachau, wo wir zum Skifahren mit vielen Freunden waren, klagt mein Mittlerer über Bauchschmerzen und will nicht mehr Ski fahren. Sechs Stunden später wird er noch nachts in einem österreichischen Krankenhaus operiert – akute Blinddarmentzündung. Als der Anästhesist uns die üblichen Papiere unter die Nase hält sagt er scherzhaft: „Ob sie nun unterschreiben oder nicht, operieren müssen wir sowieso!“ Ich finde das natürlich nicht lustig und durchstehe die mit Abstand schlimmsten zwei Stunden meines Lebens… Aber alles verläuft zum Glück gut, schon drei Tage später darf Niklas nach Hause. Eigentlich habe ich nicht mehr so viel Lust zu Ski fahren, raffe mich aber auf, hüpfe aus dem Lift, die Ski verkanten, meine Knie verdrehen sich und ich kippe um – Kreuzbandriss. Noch am gleichen Abend werde ich operiert. Dieser Urlaub hat Spuren hinterlassen…
Ankunft im Paradies – Camp Fig Tree
Doch als wir ankommen im Camp Fig Tree, weit oben in den Zuurberg Mountains, an diesem wirklich magischen Ort, ist die Angst plötzlich weg. In diesem Paradies, wo das Licht so besonders ist, dass die Kamera es gar nicht einfangen kann, werde ich plötzlich ganz ruhig und kann diesen besonderen Ort genießen. Ein bisschen fühlen wir uns wie in Jenseits von Afrika, aber nur ein bisschen, denn die Kulisse ist keineswegs vergleichbar. Und doch ist es hier von allen Orten, die wir in unserem Urlaub in Südafrika kennen lernen am ehesten so, wie wir uns Afrika vorstellen.
Wir schlafen in Zelten, in Europa würde man es wohl Glamping nennen. Es ist schweinekalt und ich ziehe zwei T-Shirts, einen Pullover und zwei Jogginghosen an. Ein kleiner Ofen wärmt das Zelt, aber nachts muss man ihn ausschalten. Ich schlafe wie ein Stein. Am nächsten Morgen steht frischer Kaffee in einer Thermoskanne vor der Tür. Nach einem sehr leckeren Frühstück starten wir zu unserer Tour durch den Addo Elephant National Park.
Der Addo Elephant National Park
Mit unserem Guide Robert geht es in einem Land Rover Richtung Park. Wieder über die schottrige, schmale Straße, vorbei an Kakteen und vielen Pflanzen. Es ist ganz schön kalt, obwohl die Sonne scheint. Im Land Rover gibt es Decken und wir kuscheln uns aneinander, während wir den Eingang zum Addo Elephant Park passieren. Elefanten sehen wir noch keine, dafür die witzigen Mistkäfer, die wahnsinnig wichtig für das Ökosystem des Parks sind und jede Menge Warzenschweine. Robert hat einen Heidenspaß an dem deutschen Wort Warzenschwein und sobald er eines oder mehrere entdeckt ruft er: „Look Woorzenswain!“ und lacht herzhaft und laut. Wir lachen mit, die Warzenschweine sind auch echt witzig. „Like Pumba“, ruft Robert und wir stimmen ihm nickend zu. Wir düsen weiter durch den Park und plötzlich sind sie da, die Elefanten…
Wenn man die Kinder fragt, was das Schönste an unserem Urlaub war, dann sagen sie einstimmig: Addo und Camp Fig Tree. Die Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, war ein wirklich beeindruckendes Erlebnis… Wir sehen an diesem Tag nicht nur Elefanten, sondern auch Löwen, Büffel, Zebras, Kudus, Mistkäfer und Schildkröten. Der Addo Elephant National Park gehört zu den wenigen malariafreien Nationalsparks in Südafrika und er hat eine besondere Geschichte. Wenn sie Euch interessiert, könnt ihr sie hier nachlesen.
Am Abend kehren wir nach Camp Fig Tree zurück, essen Wraps, trinken Wein, genießen die Aussicht und die Stille, bevor wir wieder dick angezogen unter unsere Decken krabbeln. Die Rückfahrt Richtung Jeffreys Bay führt uns vorbei an Town Ships, riesigen Friedhöfen, Müllbergen und Betonstützen, die das Meer von Port Elisabeth trennen. Auch das ist Südafrika. Aber wir, wir erinnern uns lieber an Camp Fig Tree und die Elefanten. Und die Angst, die habe ich dort gelassen. Denn letztendlich muss man darauf vertrauen, das alles gut ist!
So so schön geschrieben und tolle Bilder! Meine Sehnsucht nach Afrika wird immer größer!
Hach… die Bilder erinnern mich zurück an meine Hochzeitsreise. Wir haben damals leider keine Zebras gesehen, aber haben bestimmt zwei Stunden am Wasserloch bei den Elefanten gestanden. Wirklich ein tolles Erlebnis!
Liebe Grüße,
Daniela
Hallo Ricardo, bin per Zufall auf deine Seite gestoßen und kann nur bestätigen: Camp Figtree ist eine der schönsten und zauberhaftesten Lodges, die wir in Südafrika kennen. Waren im Oktober 2017 zwei Nächte dort mit der ganzen Familie und wenn du unsere Söhne und Schwiegertöchter fragst, wo war es am schönsten von den 2 Wochen, dann ist die Antwort: Camp Figtree! Meine Frau und ich werden demnächst zu unserer vierten Südafrika Reise aufbrechen, und wo werden wir die beginnen: in Camp Figtree!!
LG Norbert aus Kiel